Eigenes Saatgut gewinnen und bewahren
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Samenernte und Samengewinnung leicht gemacht

Die Samenernte und Samengewinnung aus den eigenen Pflanzen gehört zu den befriedigendsten Tätigkeiten im Gartenjahr. Diese alte Gärtnerkunst schließt nicht nur den natürlichen Kreislauf, sondern spart Geld und hilft, besonders gut angepasste Pflanzen für den eigenen Garten zu entwickeln. Während viele Hobbygärtner Jahr für Jahr neues Saatgut kaufen, entdecken immer mehr Gartenliebhaber den Reiz, ihre Lieblingsblumen und -gemüse selbst zu vermehren.

In diesem ausführlichen Leitfaden zeigen wir, wie auch du mit der Samenernte beginnen kannst und worauf du bei der Gewinnung, Reinigung und Lagerung von Saatgut achten solltest.

Warum sich die eigene Samenernte lohnt

Die Vorteile der eigenen Samengewinnung sind vielfältig. Zunächst sparst du natürlich Geld, wenn du nicht jedes Frühjahr neues Saatgut kaufen musst. Noch wichtiger ist jedoch, dass die Pflanzen, die in deinem Garten gut gedeihen, bereits perfekt an deine lokalen Bedingungen angepasst sind. Sammelst du von diesen Pflanzen, erhältst du mit der Zeit einen Saatgutbestand, der speziell für deinen Standort selektiert wurde.

Darüber hinaus trägst du zur Erhaltung der genetischen Vielfalt bei. Während kommerzielle Saatgutanbieter oft auf wenige, stark standardisierte Sorten setzen, kannst du durch die eigene Samenernte zur Bewahrung alter und regionaler Sorten beitragen. Wie in unserem Artikel Traditionelle Pflanzenschätze bewahren und vermehren beschrieben, ist dies ein wertvoller Beitrag zum Erhalt unseres Kulturerbes.

Die richtigen Pflanzen für die Samenernte auswählen

Nicht alle Pflanzen eignen sich gleichermaßen gut für die Samengewinnung. Am einfachsten beginnst du mit diesen Pflanzenfamilien:

Selbstbestäuber wie viele Tomatensorten, Erbsen, Bohnen, Salat und manche Paprikasorten bleiben weitgehend sortenrein, da sie sich selbst bestäuben, bevor Insekten eingreifen können. Sie sind ideal für Anfänger in der Samenernte.

Einjährige Blumen wie Ringelblumen, Kornblumen, Kapuzinerkresse oder Kosmeen bilden zuverlässig Samen und sind ebenfalls gute Kandidaten für erste Sammelversuche. Die Samen der meisten einjährigen Blumen lassen sich leicht erkennen und ernten.

Bei Fremdbestäubern wie Kürbisgewächsen, Kohl, Zwiebeln oder Mais wird es schon komplizierter. Diese kreuzen sich leicht mit anderen Sorten derselben Art, was zu unvorhersehbaren Ergebnissen führen kann. Für Anfänger empfiehlt es sich daher, zunächst mit Selbstbestäubern zu beginnen.

Bei F1-Hybriden – also Kreuzungen zweier reinerbiger Elternlinien – ist zu beachten, dass deren Nachkommen nicht sortenecht sind. Die aus F1-Hybriden gewonnenen Samen bringen Pflanzen hervor, die oft nicht die gewünschten Eigenschaften der Elternpflanze zeigen. Für die Samenernte solltest du daher auf samenfeste Sorten setzen.

Der richtige Zeitpunkt für die Samenernte

Das Timing ist bei der Samenernte entscheidend. Zu früh geerntete Samen sind möglicherweise nicht vollständig ausgereift und haben eine schlechtere Keimfähigkeit. Wartest du zu lange, riskierst du, dass die Samen ausfallen oder von Vögeln gefressen werden.

Bei den meisten Pflanzen ist der optimale Erntezeitpunkt erreicht, wenn die Samenkapsel oder -schote trocken und braun wird. Schoten sollten knistern, wenn du sie berührst, Kapseln leicht aufspringen, wenn du sie drückst.

Samenstände von Gemüse wie Karotten, Salat oder Kohl lässt du am besten an der Pflanze vollständig ausreifen. Bei feuchtem Wetter kann es sinnvoll sein, einen Gartenvlies über die reifenden Samenstände zu legen, um sie vor Nässe zu schützen.

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Bei Tomaten, Gurken und anderem Fruchtgemüse erntest du die Früchte vollreif oder sogar überreif. Die Samen befinden sich im Inneren und müssen aus dem Fruchtfleisch gewonnen werden.

Methoden der Samenernte im Detail

Je nach Pflanzenart unterscheiden sich die Methoden der Samengewinnung deutlich:

Trockene Samenernte: Bei Pflanzen mit trockenen Samenständen wie Ringelblumen, Bohnen oder Erbsen sammelst du die Samenkapseln oder Schoten, wenn sie vollständig trocken sind. An einem sonnigen Tag kannst du die ganzen Samenstände in einen Papierbeutel oder eine Schüssel ernten. Die Samen lassen sich dann leicht aus den Hüllen lösen.

Nasse Samenernte: Bei Fruchtgemüse wie Tomaten, Gurken oder Kürbissen schneidest du die reifen Früchte auf und entnimmst die Samen mitsamt dem umgebenden Fruchtfleisch. Bei Tomaten ist eine spezielle Fermentation hilfreich: Du gibst die Samen mit etwas Fruchtfleisch in ein Glas mit Wasser und lässt dies einige Tage bei Zimmertemperatur stehen. Eine Schimmelschicht bildet sich, die die Keimhemmstoffe abbaut. Anschließend wäschst du die Samen gründlich und lässt sie trocknen.

Samenernte von Kräutern: Bei Kräutern wie Dill, Koriander oder Basilikum schneidest du die ganzen Blütenstände ab, sobald sich die ersten reifen Samen zeigen. Hänge sie kopfüber in einem Papiertüten Saatgut an einem trockenen, luftigen Ort auf. Die reifen Samen fallen von selbst in die Tüte.

Reinigung und Trocknung des Saatguts

Nach der Samenernte müssen die Samen gereinigt und gründlich getrocknet werden, bevor du sie lagern kannst. Feuchtigkeit ist der größte Feind bei der Saatgutlagerung und kann schnell zu Schimmelbildung führen.

Bei trocken geernteten Samen entfernst du zunächst grobe Pflanzenreste durch Sieben oder vorsichtiges Ausblasen. Sehr feine Samen kannst du auf einem weißen Papier oder Teller ausbreiten, um sie besser zu sehen und von Verunreinigungen zu trennen.

Die nass geernteten Samen musst du nach dem Waschen besonders sorgfältig trocknen. Breite sie dünn auf Kaffeefiltern, Papiertüchern oder Saatgut Trocknungsgitter aus. Wichtig ist, dass du sie regelmäßig wendest, um eine gleichmäßige Trocknung zu gewährleisten.

Der Trocknungsprozess sollte an einem warmen, trockenen Ort mit guter Luftzirkulation stattfinden – aber nicht in der prallen Sonne oder bei Heizungswärme, da zu hohe Temperaturen die Keimfähigkeit beeinträchtigen können. Je nach Samengröße und Luftfeuchtigkeit kann die vollständige Trocknung zwischen einer und mehreren Wochen dauern.

Eine einfache Methode, um zu prüfen, ob deine Samen ausreichend trocken sind: Kleine Samen sollten beim Biegen brechen und nicht biegsam sein. Größere Samen sollten beim Durchbeißen hart sein und nicht nachgeben.

Saatgut richtig lagern für maximale Haltbarkeit

Die richtige Lagerung ist entscheidend für die Langlebigkeit deiner selbst geernteten Samen. Die drei Hauptfeinde von Saatgut sind Feuchtigkeit, Wärme und Licht.

Für die optimale Aufbewahrung solltest du deine Samen in luftdichten Behältern an einem kühlen, dunklen und trockenen Ort lagern. Kleine Papierumschläge oder Saatguttüten eignen sich gut, um die verschiedenen Samenarten zu trennen. Diese kannst du dann in größeren luftdichten Behältern wie Einmachgläsern oder speziellen Saatgutdosen aufbewahren.

Ein nützlicher Tipp: Füge ein Trockenmittel wie Silicagel oder Reiskörner in den Aufbewahrungsbehälter, um Restfeuchtigkeit zu absorbieren. So kannst du die Haltbarkeit deiner Samen deutlich verlängern.

Die ideale Lagertemperatur liegt zwischen 5 und 10 Grad Celsius. Ein kühler Kellerraum oder der Gemüsefach des Kühlschranks eignet sich gut. Wie in unserem Artikel Dein Pflanzensamen-Tresor für Gartenglück detailliert beschrieben, kann die richtige Lagerung die Keimfähigkeit deiner Samen über Jahre hinweg erhalten.

Vergiss nicht, deine Samentüten oder Behälter deutlich mit dem Namen der Pflanze, der Sorte und dem Erntedatum zu beschriften. Ein Sortensystem hilft dir, den Überblick zu behalten und die Samen rechtzeitig vor Ablauf ihrer Keimfähigkeit zu verwenden.

Häufige Fragen zur Samenernte

Wie lange bleibt selbst geerntetes Saatgut keimfähig?
Die Haltbarkeit variiert stark je nach Pflanzenart. Während Samen von Kürbisgewächsen und Tomaten bei optimaler Lagerung 4-8 Jahre keimfähig bleiben können, halten sich Zwiebel- oder Pastinakensamen oft nur 1-2 Jahre. Als Faustregel gilt: Je älter die Samen, desto niedriger die Keimrate. Notiere daher immer das Erntejahr und verwende ältere Samen zuerst.

Kann ich Samen von allen Pflanzen in meinem Garten sammeln?
Grundsätzlich kannst du von vielen Pflanzen Samen sammeln, aber nicht alle werden die Eigenschaften der Elternpflanze beibehalten. Bei F1-Hybriden, die heute viele Gemüsesorten ausmachen, spalten sich die Eigenschaften in der nächsten Generation auf. Konzentriere dich auf samenfeste Sorten, bei denen die Nachkommen die Eigenschaften der Elternpflanzen zuverlässig erben.

Wie erkenne ich, ob meine selbst geernteten Samen noch keimfähig sind?
Eine einfache Keimprobe gibt Aufschluss: Lege 10 Samen zwischen feuchtes Küchenpapier, wickle sie ein und bewahre sie an einem warmen Ort auf. Nach einigen Tagen zählst du, wie viele Samen gekeimt sind. Bei einer Keimrate unter 50% solltest du die Aussaatmenge entsprechend erhöhen oder frisches Saatgut verwenden.

Fazit: Die Freude an der eigenen Samenernte entdecken

Die Samenernte und Samengewinnung ist mehr als nur eine Methode, um Geld zu sparen. Es ist ein Weg, den natürlichen Kreislauf zu schließen und eine tiefere Verbindung zu deinen Pflanzen aufzubauen. Mit jedem Jahr, in dem du Samen sammelst, entwickelst du nicht nur besser angepasste Pflanzensorten für deinen eigenen Garten, sondern trägst auch zum Erhalt der Sortenvielfalt bei.

Beginne mit einfachen Selbstbestäubern wie Tomaten, Bohnen oder einjährigen Blumen, und erweitere dein Repertoire nach und nach. Die Samenernte ist eine Fähigkeit, die mit der Praxis wächst, und die Befriedigung, Pflanzen aus selbst gewonnenen Samen zu ziehen, ist unvergleichlich.

Mit dem richtigen Wissen zur Ernte, Reinigung, Trocknung und Lagerung wirst du bald einen eigenen Schatz an Saatgut anlegen, der dich Jahr für Jahr mit vitalen und perfekt angepassten Pflanzen versorgt. Sammle, bewahre und teile – und werde Teil einer weltweiten Bewegung zur Erhaltung unseres pflanzlichen Erbes.

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